Drei Menschen und ihre Geschichten

Wir finden, niemand mache besseres Mehl als die Mühle Schönenbühl. Doch das ist nicht alles: Die Mühle ist das Arbeitsintegrationsprogramm von SORA für junge Erwachsene, der Beratungs- und Begleitungsinstitution der Burgergemeinde Bern. Sie war schon vielen Menschen DIE Hilfe in schwierigen Zeiten.

«Ich glaube, die Mühle hat mich gerettet»: Das erzählte Roman Zaugg dem Berner Journalisten Christof Gertsch über die Zeit in Schönenbühl. Auch Stephanie Eggimann und Alishah Amiri berichten, was die Mühle ihnen Gutes auf den Weg gegeben hat – hier in den «Lebensrezepte».

Alishah Amiri, 50 Jahre alt

Alishah Amiri, 50 Jahre alt

«Es geht nicht um uns, meine Frau und ich sind die Alten. Es geht um die Jungen – unseren Kindern will ich ein gutes Leben ermöglichen»

Wenn Alishah Amiri im Pausenraum der Mühle Schönenbühl ans Fenster steht, blickt er auf die Biberen, einen kleinen Nebenfluss der Broye, dem man die Bedeutung, die er für diesen Ort einst hatte, gar nicht anmerkt. Seit mehr als fünfhundert Jahren wird hier Mehl gemahlen, bis ins zwanzigste Jahrhundert mit der Kraft des Wassers. Dann wurde das grosse Holzrad durch eine elektrische Turbine ersetzt.

Alishah Amiri weiss von dieser Geschichte, und sie gefällt ihm. Er hat einen Sinn für Traditionen. Als wir ihn Ende 2020 besuchen, arbeitet er seit gut einem Jahr in der Mühle, immer vormittags bis zum gemeinsamen Essen, das jemand aus dem Team zubereitet. Nachmittags hat er Fahrstunden und Deutschunterricht. Amiri stammt aus Afghanistan, wo er, wie er erzählt, ein angesehener Geschäftsmann war, Inhaber einer Schneiderei mit mehreren Angestellten.

Doch seine Familie musste fliehen, aus politischen Gründen wie viele Landsleute. Lange hielten sich die Amiris in der Türkei auf, dann setzten sie die Flucht fort. Via Griechenland, Mazedonien, Serbien, Ungarn und Österreich gelangten sie im Sommer 2014 in die Schweiz. Heute sind der Sohn und die ältere Tochter erwachsen, 2016 ist noch einmal ein Mädchen zur Welt gekommen.

Von Stettlen, wo die Familie lebt, ist es ein weiter Weg zur Mühle, die in einem Weiler in der Gemeinde Kriechenwil liegt, an der Grenze des Kantons Bern zum Kanton Freiburg. Doch Alishah Amiri, fünfzig Jahre alt, geht den Weg täglich, er ist ein stolzer Mann, er will arbeiten. Dass er in der Schweiz noch immer keinen richtigen Job gefunden hat, obwohl er sich sosehr darum bemüht, belastet ihn. In der Mühle bekommt er, was die Sozialhilfe ihm bezahlt, und ein bisschen etwas obendrauf.

Müllermeister Daniel Struchen erkannte am ersten Tag, dass Amiri anders ist als die Klientinnen und Klienten, die sonst in die Mühle kommen: älter zwar, aber auch motivierter. Seither bemüht sich Struchen, Amiri so viel Verantwortung wie möglich zu übertragen, ihn freut, dass jüngere Mühle-Mitarbeitende in Amiri ein Vorbild sehen: Er ist nie zu spät, führt jede Arbeit zuverlässig aus.

Und trotzdem ist es auch schwierig. «Es ist traurig», sagt Struchen, als er zu Amiri ans Fenster steht und mit ihm auf die Biberen blickt, «aber du kannst nicht bis zu deiner Pensionierung in der Mühle bleiben.» Amiri nickt: «Ich weiss.» Struchen wünscht sich, dass die Mühle für Amiri noch wird, was sie für viele andere Klientinnen und Klienten schon war: ein Sprungbrett in die richtige Arbeitswelt. Er gibt die Hoffnung nicht auf, doch Covid-19 hat es nicht leichter gemacht.

Es ist zehn Uhr morgens, Znünipause in der Mühle. Immer um acht Uhr wird die Arbeit aufgenommen, man trifft sich im unteren Stock, um die Aufgaben zu verteilen. Um fünf Uhr am Nachmittag ist Schluss. Dann fahren alle im grossen Transporter zurück zum Sammelpunkt beim Westside.

Seit dem Jahr 2000 werden in der Mühle Schönenbühl betreute Arbeitsplätze für Personen ab sechzehn Jahren angeboten, die keine Arbeit oder keinen Ausbildungsplatz haben, häufig sind es Menschen mit psychischen oder sozialen Problemen. Die Mühle ist das Arbeitsintegrationsprogramm von SORA für junge Erwachsene, einer Beratungs- und Begleitungsinstitution der Burgergemeinde Bern, hier werden die Themen Tagesstruktur und berufliche Zukunft abgedeckt. Um alle anderen Themen – Wohnkompetenzen, Gesundheit, soziales Netzwerk, Empowerment, Administration – kümmern sich die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter von SORA in enger Zusammenarbeit mit den Klientinnen und Klienten.

Manche dieser Klientinnen und Klienten bleiben nur kurz in der Mühle, andere neun oder zwölf Monate.

So lange wie Alishah Amiri bleiben die wenigsten, auch das beschäftigt ihn. Zwar mag er das Handwerk und auch das Resultat: Traditionell statt industriell hergestelltes Mehl, das auf dem Markt und in Bioläden verkauft wird, an private Haushalte und Restaurants geht. Doch an anderen Tagen sind ihm die Aufgaben auch zu repetitiv.

Er sagt, er tue das hier nicht für sich. «Es geht nicht um uns, meine Frau und ich sind die Alten. Es geht um die Jungen – unseren Kindern will ich ein gutes Leben ermöglichen.»

Alishah Amiri räumt das Znüni weg, putzt den Tisch, schaltet die Kaffeemaschine aus. Dann setzt er sich hin, erzählt von der Flucht, seiner alten Heimat, erzählt von seiner Familie. Manchmal stockt ihm die Stimme, er trägt schwer an der Erinnerung. Dann lacht er wieder. Ihn freut, wie seine ältere Tochter und sein Sohn sich in der Schweiz ein Leben geschaffen haben, dass sie eine Ausbildung abgeschlossen und Freundinnen und Freunde gefunden haben.

«Es ist gut, sind wir in die Schweiz gekommen», sagt Alishah Amiri. «Und bitte schreiben Sie unbedingt, dass ich sehr dankbar bin, in der Mühle arbeiten zu dürfen. Die Menschen hier sind eine grosse Hilfe.»

Text: Christof Gertsch

Roman Zaugg, 26 Jahre alt

Roman Zaugg, 26 Jahre alt

«Ich glaube, die Mühle hat mich gerettet»

Ich hatte eine Depression. Ich hatte falsche Freunde. Ich hatte keinen Job, keine Wohnung und einen ziemlichen Berg Schulden. Ich war dreiundzwanzig, aber ich hatte keine Ahnung, wie ich an diesen Punkt gelangt war.

Bei meiner Mama in Münsingen ausgezogen war ich mit neunzehn, nach der Lehre als Montageelektriker im Emmental. Ich dachte, jetzt will ich es in der Stadt versuchen. Ich war zuversichtlich, wollte etwas aus mir machen. Sogar eine Zusatzausbildung fing ich an. Lange merkte ich gar nicht, wie es bergab ging, dass ich immer öfter unpünktlich war, dass der Ehrgeiz schwand, dass ich nicht mehr speditiv, nicht mehr produktiv, nur noch nutzlos war.

Dann war es zu spät. Die Zusatzausbildung: abgebrochen. Die Perspektiven: inexistent. Irgendwann kam auch noch der Betreibungsweibel. Ich war nicht ins Militär gegangen, konnte die Strafe aber nicht bezahlen. Ich musste ins Gefängnis, vier Tage.

Warum ich heute so abgeklärt über diese Zeit rede? Dank der Mühle. Und dank SORA für junge Erwachsene. Ich glaube, die Mühle und SORA haben mich gerettet.

Keinen Job zu haben, muss ja nicht heissen, kein Leben zu haben. Aber ich hatte keinen Job und auch sonst nichts. Ich machte nichts, was mir oder jemand anderem irgendetwas geholfen hätte. Ich lebte in meiner Welt, spielte Computergames, kümmerte mich um nichts, was draussen vor sich ging.

Wäre Corona damals gewesen, ich hätte ewig nichts mitbekommen. Nicht dass ich heute besonders viel von dem lesen würde, was die Medien schreiben. Und wenn ich auf dem Töff bin, kapsle ich mich ebenfalls ab. Trotzdem nehme ich das Geschehen wahr, ich weiss jetzt einigermassen, was auf der Welt läuft.

Ich fahre einen KTM 790 Duke, 28'000 Kilometer im Jahr. Am liebsten wäre ich Rennfahrer, wenn es nur nicht so teuer wäre. Wahrscheinlich bin ich auch schon zu alt, um da noch einzusteigen. Aber fahren, das kann ich. Ich bin schon recht aggressiv und sportlich unterwegs. Manchmal kommt ein Manöver vielleicht etwas lebensmüde rüber, doch das täuscht, ich würde mich oder andere nie gefährden.

Sorry, ich schweife ab.

Irgendwann sassen wir also um einen Tisch herum, ich, drei von der Sozialhilfe und meine Mama. Sie war die einzige aus meinem Umfeld, die sich noch um mich kümmerte. Bis heute ist sie für mich der wichtigste Mensch.

Die von der Sozialhilfe sagten: «Schauen Sie, Herr Zaugg, wir hätten da was.» Da hörte ich zum ersten Mal von der Mühle und von SORA. Ich meine, ich hatte null Bock. Ich wollte nicht. Tief in mir drin sagte eine Stimme zwar, dass das meine letzte Chance sei, doch die Unterschrift gab ich dennoch gegen meinen Willen. Man musste mich pushen. Es hiess, diese Massnahme müsse jetzt sein.

Zuerst arbeitete ich vierzig Prozent in der Mühle, jeweils halbtags von Montag bis Donnerstag. Klingt nach wenig, ist aber viel, wenn man vorher genau daran gescheitert ist: an Strukturen, Regeln, Unterordnungen. Vier Halbtage arbeiten heisst, viermal pro Woche früh aufstehen. Viermal pro Woche Dinge tun, die dir jemand vorgibt.

Anfangs füllte ich Mehlsäckli ab, Kilo um Kilo, Fliessbandarbeit. Davon hatte ich schnell genug. Ich wollte Verantwortung. Die bekam ich mit der Zeit auch, ich machte das Büro, nahm telefonische Bestellungen entgegen. Später durfte ich im Laden die Kundschaft bedienen. Und zum Ende hin ging ich auch mal mit, wenn Auslieferungen gemacht wurden. Das musste man sich verdienen, es war eine Art Belohnung. Es war uh schön: Im Auto sitzen, Radio hören.

Neun Monate blieb ich in der Mühle und wohnte ich in einem WG-Zimmer von SORA.

Ich glaube, es ist wichtig zu wissen, dass die Mühle nicht ein Ort ist, an dem dir alles abgenommen wird. Du musst dich schon selbst aus dem Seich rausziehen wollen. Aber in der Mühle lässt man dir Zeit. Niemand setzt Druck auf, und wenn du etwas verbockst, wirst du nicht zusammengeschissen. Es ist im Prinzip ganz einfach: In der Mühle geht man menschlich miteinander um. Es ist familiär, sozial. Das ist alles, was jemand wie ich braucht, um wieder auf die Beine zu kommen. Das und die Unterstützung der Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter von SORA.

Das Problem ist, dass die Arbeitswelt oft genau andersrum tickt. Wenn du eh schon sensibler bist, emotional ein wenig instabil, und dann bekommst du noch einen Rüffel, bloss weil du einen schlechten Tag hast – dann ist das nicht das, was du brauchst.

Ich war gefangen in einem depressiven Negativstrudel, als ich in die Mühle kam. Alles war grau, ich stand kurz vor der Obdachlosigkeit. Die Sicherheit, die man mir dann gab, die Regelmässigkeit der Tage, das Vertrauen und mit der Zeit auch die Verantwortung – das war wie ein unerwartetes Geschenk.

Ich habe zwei Träume. Entweder eröffne ich mit meiner Schwester irgendwann eine Garage. Zaugg Motors – klingt gut, oder? Sie liebt Oldtimer, ich liebe Töffs. Sie würde sich um die Vierräder kümmern, ich um alle Zweiräder. Müssen wir uns nur noch zu Mechs ausbilden lassen.

Oder ich gehe auf eine Ölplattform. Auf einer Fähre in Norwegen lernte ich letzten Sommer einen Elektriker kennen, der mir erzählte, dass man da gut verdienen könne. Zudem hat man seine Ruhe. Eigentlich genau das, was ich suche.

Protokoll: Christof Gertsch

Stephanie Eggimann, 25 Jahre alt

Stephanie Eggimann, 25 Jahre alt

«Ein wenig Respekt, Menschlichkeit, Rücksichtnahme – mehr braucht es gar nicht»

Der Ort heisst Biembach und liegt in einer Talsohle im Emmental. Nebel hängt über den Hügeln, die Sonne drückt zögerlich durch. Es ist früher Morgen, knapp über null Grad, aber Stephanie Eggimann, stellvertretende Leiterin einer Denner-Filiale in Münchenbuchsee, will das Gespräch auf der Terrasse führen. Sie raucht, trinkt Kaffee und erzählt von dem Tag, als sie sich derart schlimme Selbstverletzungen zufügte, dass sie zu ihrer Psychologin sagte: «Entweder ihr liefert mich jetzt ein, oder ihr findet sonst einen guten Ort für mich.» Die Psychologin fand die Mühle.

Schön ist es bei Ihnen.

Nur leider nicht mehr lange. Wir ziehen um, aus gesundheitlichen Gründen. Mein Vater schafft mit seinem Rücken die Treppen nicht mehr.

Sie sind in Biembach aufgewachsen?

Zwanzig Jahre lebten wir hier. Zuerst oben im Dorf, da war die Mutter schon krank. Nach ihrem Tod baute der Vater dann das Haus. Ich werde Biembach vermissen, dabei ziehen wir nur nach Lützelflüh. Ich bin Emmentalerin, hier kriegt man mich nicht weg.

Was gefällt Ihnen am Emmental?

Die Ruhe. Ich bin kein Grossstadtmensch, das Leben dort ist mir zu schnell. Als ich in der Mühle arbeitete, wohnte ich in einer WG in der Nähe vom Westside. Hochhäuser, Betonblöcke, jeden Tag Sirenen – das fägt nicht. Im Emmental ist das anders, mein Partner wohnt in Steinen direkt unter dem Chuderhüsi. Diesen Ausblick von der Schrattenfluh bis zum Stockhorn, den gibt es nur hier. Ich könnte mir zum Leben keinen schöneren Ort als das Emmental vorstellen.

Sie arbeiten in Münchenbuchsee.

Den langen Arbeitsweg nehme ich in Kauf, wegen der Chefin. Zuerst konnte ich es überhaupt nicht mit ihr, wir hatten harte Jahre. Heute halte ich sie für die Beste. Sie ist fair, sie ist streng, sie verlangt viel. Bis zu ihrer Pensionierung in zwei Jahren bleibe ich bei ihr.

So gut hatten Sie es nicht immer. Möchten Sie davon erzählen?

Die Probleme fingen in der Lehre an, bei einem Detailhändler in Burgdorf. Alles kam zusammen. Ich hatte Selbstwertprobleme, mein Freund verliess mich, ich kämpfte mit der Erinnerung an den Tod meiner Mutter. Das Schlimmste aber war, dass man mich im Betrieb mobbte. Ich war so überfordert, sehnte mich nach Liebe. Mit meinem Vater war es ebenfalls nicht leicht, er litt ja auch noch immer. Ich verletzte mich wiederholt selbst. Ich kam mit einbandagierten Armen zur Arbeit, aber niemand fragte, was los sei. Man lästerte über mich, drohte mir mit der Entlassung. Ich klemmte mir absichtlich die Hand in der Kühltür ein, nur damit ich nach Hause konnte. Ich wollte nicht mehr, konnte nicht mehr. Irgendwann sass ich quasi in meinem eigenen Blut, keine grosse Lache, aber trotzdem. Da bat ich meine Psychologin, mir einen Ausweg aufzuzeigen.

Da erfuhren Sie von der Mühle?

Genau. Ich war achtzehn, als ich in ein WG-Zimmer von SORA für junge Erwachsene zog und in der Mühle zu arbeiten begann. Es hatte eine Betreuerin dort, die war so gut. Ich weiss noch, wie ich manchmal dachte: Das ist die beste Zeit meines Lebens.

Können Sie das erklären?  

Ich machte die Büez gern. Und vor allem wurde ich verstanden. Wenn ich es nötig hatte, gab man mir auch mal eine Woche Auszeit. In der Lehre waren psychische Probleme tabuisiert worden, in der Mühle redete man offen drüber. Zuvor hatte ich mich wie ein Nichts gefühlt, jetzt war ich jemand. Dieses Gefühl, nicht nur eine Nummer im System zu sein, gab mir wahnsinnig viel. Wissen Sie, was traurig ist?

Nein.

Dass es gar nicht so viel braucht, um jemandem wie mir auf die Beine zu helfen. Ein wenig Respekt, Menschlichkeit, Rücksichtnahme – mehr braucht es gar nicht. Aber so ist die normale Arbeitswelt nicht.

Roman Zaugg, der zwei Jahre nach Ihnen in der Mühle war, schildert das ganz ähnlich.

Wissen Sie, ich arbeite gern, ich mache meine Büez gut. In der Mühle wird man dafür belohnt. Wenn man jeden Tag pünktlich zur Arbeit kommt, nie verschläft, darf man mit der Zeit Auslieferungen machen. Das war ein Ansporn für mich, ich riss mir wirklich den Arsch auf. Ich erinnere mich an die erste Tour mit Dänu, wir waren den ganzen Tag unterwegs, gingen was essen. In der Mühle erzählten wir dann, wir hätten uns verfahren. Wir hatten es gut, redeten viel. Das hat meinen Ego einen Kick gegeben: Dass man mir etwas zutraut. Ich überlegte sogar, Müllerin zu lernen. Aber es ist das alte Handwerk, das mir gefällt, das mit Geschichte und Tradition. Die grossen Mühlen heute sind elektronisch. Das war bei uns anders, du kommst rein, siehst das Mehl überall und hörst, wie die Maschine läuft – das hat wahnsinnig gefägt. Perfekt ist auch die Lage. Du kannst dich an den Bach setzen, wenn du Zeit brauchst, kannst rüber zur Brücke, um runterzufahren und eine zu rauchen.

Wie lange waren Sie in der Mühle?

Ein Jahr. Ich war beschäftigt, hing nicht immer meinen Gedanken nach. Die Mühle gab mir Halt, gab meinem Leben einen Sinn.

Wie geht es Ihnen heute?

Ich brauche keine Medikamente mehr, bin wieder gern unter Menschen, ich arbeite. Ich habe einen Freund, irgendwann wollen wir Kinder. Und ich gehe wieder in die Musik.

Was für ein Instrument spielen Sie?

Klarinette. Mein Freund ist in der freiwilligen Feuerwehr und im Hornusserverein, das sind zeitintensive Hobbys. Ich merkte, dass ich am Abend auch etwas brauche, ich will ja nicht einfach daheim herumsitzen und auf ihn warten. Ich spiele in der Musikgesellschaft Schüpbach, wir haben alles: Saxophon, Basssaxophon, Querflöte, Trompete, Cornet. Früher war ich Heavy-Metal-Fan – aber so ein Bläserensemble fägt schon sehr.

Interview: Christof Gertsch